Tipitaka
100 v. Chr.
(Dreikorb; Sanskrit: Tripitaka), Kanon der buddhistischen Schriften, der nach Themen geordnet aus drei Teilen oder „Körben“ besteht. Das Tipitaka wird von den Theravada-Buddhisten als vollständige schriftliche Sammlung der Lehren Buddhas angesehen. Auch der Mahajana-Buddhismus erkennt den Kanon als massgebliche Schrift an, wobei jedoch den Mahajana-Sutras eine grössere Bedeutung beigemessen wird. Sein Inhalt wurde von den Jüngern des Buddha anfänglich mündlich weitergegeben und in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. niedergeschrieben. Buddha zog offensichtlich Volkssprachen wie den weitverbreiteten Dialekt Pali dem Sanskrit vor, einer Sprache, die in priesterlichen und gebildeten Kreisen Indiens verbreitet war. Doch nach dem Tod des Buddha akzeptierten seine Anhänger schliesslich die Sanskrit-Sprache und übersetzten die ursprünglich in Dialekten ausgelegten Lehren ins Sanskrit. Grosse Teile dieser schriftlichen Sammlung, die auch als Sanskrit-Tipitaka bezeichnet wird, wurden ins Chinesische sowie ins Tibetische übersetzt. Der vollständige Kanon ist jedoch nur in Pali erhalten.
Das Zusammenstellen des Tipitaka begann mit dem 1. Buddhistischen Konzil in Rajagriha (dem heutigen Rajgir) kurz nach dem Tod Buddhas. Das Konzil, an dem 500 Arhats teilnahmen, war einberufen worden, um die von Buddha gelehrten klösterlichen Regeln (Vinaya) sowie die Lehre (Dharma) festzulegen, die in den Lehrreden des Buddhas (Sutras) enthalten sind. Man teilte schliesslich die Sutras in mehrere Sammlungen ein, die zuerst mündlich überliefert und dann in Sri Lanka niedergeschrieben wurden. Das niedergeschriebene Werk wird als Pali-Kanon bezeichnet. Auf dem 3. Konzil in Pataliputra (heute Patna) im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde zum ersten Mal der dritte „Korb“ (Pitaka) der philosophischen Systematisierungen (Abhidharma) rezitiert. Der kanonische Status dieses letzten „Korbes“ ist jedoch umstritten. Der Mahajana-Buddhismus und einige der frühen Schulen nahmen ihn nicht auf, sondern fügten eigene Werke hinzu, so dass das Sanskrit-Abhidharma sich beträchtlich von der Pali-Fassung unterscheidet.
In seiner heutigen Fassung setzt sich das Tripitaka aus dem Vinaya-Pitaka, dem Sutra-Pitaka und dem Abhidharma-Pitaka zusammen. Das Vinaya-Pitaka, das die Regeln des Zusammenlebens von buddhistischen Mönchen und Nonnen festlegt, besteht aus drei Textgruppen: dem Sutta-Vibhanga (Trennung der Regeln), den Khandhakas (Abschnitten) und dem Parivara (Anhang). Das Sutta-Vibhanga ist unterteilt in das Mahavibhanga (Regeln für die Mönche) und das Bhikkhuni-Vibhanga (Ordensregeln für die Nonnen). Das Pratimoksha (Buch der Regeln) stellt das Kernstück des Sutta-Vibhanga dar. Es ist eine Sammlung von 227 Vorschriften für Mönche und 311 für Nonnen. Jede Vorschrift ist mit einer Geschichte verbunden, die erzählt, wie Buddha diese Regeln festlegte. Die 22 Khandhakas erklären Bestimmungen bezüglich des Aufbaus und der Funktion des Sangha sowie des klösterlichen Zusammenlebens. Sie befassen sich u. a. mit der Ordination, dem Klosterkalender, der Ernährung und Kleidung. Ein grosser Teil des ersten Khandhaka liefert eine Teilbiographie des Buddha, und die beiden letzten handeln von den frühbuddhistischen Konzilen. Das Parivara gilt im allgemeinen als Nachtrag zum Vinaya. Es besteht in Form von Fragen und Antworten und fasst im wesentlichen die Regeln und Vorschriften zusammen, die in dem Sutta-Vibhanga und den Khandhakas ausführlich erläutert werden. Neben dem Pali-Vinaya, das von den Mönchen der Theravada-Tradition befolgt wird, existieren mehrere andere Fassungen mit einer unterschiedlichen Anzahl an Regeln, von denen eine in Tibet und eine andere in China und Korea befolgt werden. So sind drei Vinaya-Fassungen als lebendige Traditionen erhalten, die sich auf Buddha zurückführen lassen.
Die Sammlungen des Sutra-Pitaka enthalten die historischen Reden des Buddha, die später durch umfassende Kommentare sowie Mythen und Legenden ergänzt wurden. Es ist in fünf Sammlungen unterteilt: Digha-Nikaya (Sammlung der langen Reden), Majjhima-Nikaya (Sammlung der mittellangen Reden), Samyutta-Nikaya (Sammlung der vereinten Reden), Anguttara-Nikaya (Sammlung der zahlenmässig gegliederten Reden) und Khuddaka-Nikaya (Sammlung der vermischten Texte). Diese Gruppierungen entstanden durch das Auswendiglernen der Sutras von Gelehrten, die sich dabei auf bestimmte Textlängen spezialisierten. Das Digha-Nikaya enthält 34 Sutras, von denen sich einige mit dem Leben und Tod des Buddha befassen. Das Majjhima-Nikaya umfasst 152 Sutras, obwohl die chinesische Übersetzung, die auf dem verlorengegangenen Sanskrit-Original beruht, aus 222 Sutras besteht. Das Samyutta-Nikaya enthält 59 Abteilungen, die nach fünf Gruppen geordnet sind: insgesamt sind es 2 941 Sutras, von denen einige zu den wichtigsten dogmatischen Erklärungen zählen wie z. B. über Anatman (das Fehlen einer ewigen Seele) und Pratitya-Samutpada (bedingtes Entstehen). Das Anguttara-Nikaya besteht aus 2 308 kurzen Sutras, die entsprechend der Anzahl der behandelten Themen in jeder einzelnen eingeteilt ist. Das Khuddaka-Nikaya enthält 15 unabhängige Werke, darunter Gedichte, Loblieder von Mönchen und Nonnen, dogmatische Erklärungen wie das berühmte Dhammapada (Wort der Lehre), und die Jatakas, die Erzählungen über die früheren Existenzen des Buddha. Ein Werk schildert die Existenzen der 24 früheren Buddhas.
Das Abhidharma-Pitaka in der Pali-Fassung enthält sieben Werke über Themen, die von der Lehre Buddhas abgeleitet sind, stellt aber überwiegend Lehren des Theravada-Buddhismus dar. Viele Mahajana-Schulen haben diesen „Korb“ durch eigene Abhandlungen ersetzt. Es handelt sich um Werke von Gelehrten, jedoch nicht um eigene Worte Buddhas. Das erste Werk ist das Dhammasangani (Zusammenfassung des Dharma), eine Kategorisierung der Wirklichkeit nach ethischen Grundsätzen; das Vibhanga (Trennung), das weitere Definitionen der verschiedenen Aspekte der Wirklichkeit liefert, und das Dhatukatha (Erörterung über die Elemente), das mehr Klassifikationen dieser Aspekte gibt, sind im wesentlichen Nachträge zu dem erstgenannten. Das Puggalapannatti (Bestimmung der Person) ist eine Klassifizierung von Arten der menschlichen Persönlichkeit, die grösstenteils dem Sutra-Pitaka entnommen wurde. Das Kathavatthu (Punkte des Meinungsstreites), dem Vorsitzenden des dritten buddhistischen Konzils, Moggaliputta, zugeschrieben, behandelt strittige Fragen und weicht zum Teil von der Lehre des Theravada ab. Das Yamaka (Paare) ist eine paarweise angeordnete Auflistung von grundlegenden psychologischen Vorstellungen. Das Patthana (Aktivierungen) behandelt erschöpfend 24 Formen von kausalen Beziehungen zwischen physischen und geistigen Phänomenen, wobei diese Werke in erster Linie für die fortgeschrittenen Schüler des Buddhismus verfasst wurden.
Nach seiner Festlegung setzte sich das Tipitaka als autoritative Schrift durch. Als vollständiges Werk blieb jedoch nur das in der Theravada-Tradition stehende Pali-Tipitaka erhalten. Neben dieser Fassung existieren noch fünf andere Vinaya-Fassungen, die früher zu verschiedenen frühbuddhistischen Schulen gehörten. Neben erhaltenen Teilen des ursprünglichen Sanskrit-Textes existieren fünf Vinaya-Fassungen in chinesischer und eine in tibetischer Übersetzung. Ein vollständiges Sanskrit-Pitaka ist in chinesischer Übersetzung und kleinere Teile in Sanskrit sowie in tibetischer Übersetzung erhalten. Ausserdem liegt ein vollständiges Abhidharma-Pitaka in Sanskrit vor. Das chinesische und tibetische Tipitaka sowie andere Tipitaka-Fassungen enthalten Sammlungen verschiedener Traditionen, so z. B. mahajanistische Sutras, Abhandlungen, Tantras sowie Kommentare.
(Dreikorb; Sanskrit: Tripitaka), Kanon der buddhistischen Schriften, der nach Themen geordnet aus drei Teilen oder „Körben“ besteht. Das Tipitaka wird von den Theravada-Buddhisten als vollständige schriftliche Sammlung der Lehren Buddhas angesehen. Auch der Mahajana-Buddhismus erkennt den Kanon als massgebliche Schrift an, wobei jedoch den Mahajana-Sutras eine grössere Bedeutung beigemessen wird. Sein Inhalt wurde von den Jüngern des Buddha anfänglich mündlich weitergegeben und in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. niedergeschrieben. Buddha zog offensichtlich Volkssprachen wie den weitverbreiteten Dialekt Pali dem Sanskrit vor, einer Sprache, die in priesterlichen und gebildeten Kreisen Indiens verbreitet war. Doch nach dem Tod des Buddha akzeptierten seine Anhänger schliesslich die Sanskrit-Sprache und übersetzten die ursprünglich in Dialekten ausgelegten Lehren ins Sanskrit. Grosse Teile dieser schriftlichen Sammlung, die auch als Sanskrit-Tipitaka bezeichnet wird, wurden ins Chinesische sowie ins Tibetische übersetzt. Der vollständige Kanon ist jedoch nur in Pali erhalten.
Das Zusammenstellen des Tipitaka begann mit dem 1. Buddhistischen Konzil in Rajagriha (dem heutigen Rajgir) kurz nach dem Tod Buddhas. Das Konzil, an dem 500 Arhats teilnahmen, war einberufen worden, um die von Buddha gelehrten klösterlichen Regeln (Vinaya) sowie die Lehre (Dharma) festzulegen, die in den Lehrreden des Buddhas (Sutras) enthalten sind. Man teilte schliesslich die Sutras in mehrere Sammlungen ein, die zuerst mündlich überliefert und dann in Sri Lanka niedergeschrieben wurden. Das niedergeschriebene Werk wird als Pali-Kanon bezeichnet. Auf dem 3. Konzil in Pataliputra (heute Patna) im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde zum ersten Mal der dritte „Korb“ (Pitaka) der philosophischen Systematisierungen (Abhidharma) rezitiert. Der kanonische Status dieses letzten „Korbes“ ist jedoch umstritten. Der Mahajana-Buddhismus und einige der frühen Schulen nahmen ihn nicht auf, sondern fügten eigene Werke hinzu, so dass das Sanskrit-Abhidharma sich beträchtlich von der Pali-Fassung unterscheidet.
In seiner heutigen Fassung setzt sich das Tripitaka aus dem Vinaya-Pitaka, dem Sutra-Pitaka und dem Abhidharma-Pitaka zusammen. Das Vinaya-Pitaka, das die Regeln des Zusammenlebens von buddhistischen Mönchen und Nonnen festlegt, besteht aus drei Textgruppen: dem Sutta-Vibhanga (Trennung der Regeln), den Khandhakas (Abschnitten) und dem Parivara (Anhang). Das Sutta-Vibhanga ist unterteilt in das Mahavibhanga (Regeln für die Mönche) und das Bhikkhuni-Vibhanga (Ordensregeln für die Nonnen). Das Pratimoksha (Buch der Regeln) stellt das Kernstück des Sutta-Vibhanga dar. Es ist eine Sammlung von 227 Vorschriften für Mönche und 311 für Nonnen. Jede Vorschrift ist mit einer Geschichte verbunden, die erzählt, wie Buddha diese Regeln festlegte. Die 22 Khandhakas erklären Bestimmungen bezüglich des Aufbaus und der Funktion des Sangha sowie des klösterlichen Zusammenlebens. Sie befassen sich u. a. mit der Ordination, dem Klosterkalender, der Ernährung und Kleidung. Ein grosser Teil des ersten Khandhaka liefert eine Teilbiographie des Buddha, und die beiden letzten handeln von den frühbuddhistischen Konzilen. Das Parivara gilt im allgemeinen als Nachtrag zum Vinaya. Es besteht in Form von Fragen und Antworten und fasst im wesentlichen die Regeln und Vorschriften zusammen, die in dem Sutta-Vibhanga und den Khandhakas ausführlich erläutert werden. Neben dem Pali-Vinaya, das von den Mönchen der Theravada-Tradition befolgt wird, existieren mehrere andere Fassungen mit einer unterschiedlichen Anzahl an Regeln, von denen eine in Tibet und eine andere in China und Korea befolgt werden. So sind drei Vinaya-Fassungen als lebendige Traditionen erhalten, die sich auf Buddha zurückführen lassen.
Die Sammlungen des Sutra-Pitaka enthalten die historischen Reden des Buddha, die später durch umfassende Kommentare sowie Mythen und Legenden ergänzt wurden. Es ist in fünf Sammlungen unterteilt: Digha-Nikaya (Sammlung der langen Reden), Majjhima-Nikaya (Sammlung der mittellangen Reden), Samyutta-Nikaya (Sammlung der vereinten Reden), Anguttara-Nikaya (Sammlung der zahlenmässig gegliederten Reden) und Khuddaka-Nikaya (Sammlung der vermischten Texte). Diese Gruppierungen entstanden durch das Auswendiglernen der Sutras von Gelehrten, die sich dabei auf bestimmte Textlängen spezialisierten. Das Digha-Nikaya enthält 34 Sutras, von denen sich einige mit dem Leben und Tod des Buddha befassen. Das Majjhima-Nikaya umfasst 152 Sutras, obwohl die chinesische Übersetzung, die auf dem verlorengegangenen Sanskrit-Original beruht, aus 222 Sutras besteht. Das Samyutta-Nikaya enthält 59 Abteilungen, die nach fünf Gruppen geordnet sind: insgesamt sind es 2 941 Sutras, von denen einige zu den wichtigsten dogmatischen Erklärungen zählen wie z. B. über Anatman (das Fehlen einer ewigen Seele) und Pratitya-Samutpada (bedingtes Entstehen). Das Anguttara-Nikaya besteht aus 2 308 kurzen Sutras, die entsprechend der Anzahl der behandelten Themen in jeder einzelnen eingeteilt ist. Das Khuddaka-Nikaya enthält 15 unabhängige Werke, darunter Gedichte, Loblieder von Mönchen und Nonnen, dogmatische Erklärungen wie das berühmte Dhammapada (Wort der Lehre), und die Jatakas, die Erzählungen über die früheren Existenzen des Buddha. Ein Werk schildert die Existenzen der 24 früheren Buddhas.
Das Abhidharma-Pitaka in der Pali-Fassung enthält sieben Werke über Themen, die von der Lehre Buddhas abgeleitet sind, stellt aber überwiegend Lehren des Theravada-Buddhismus dar. Viele Mahajana-Schulen haben diesen „Korb“ durch eigene Abhandlungen ersetzt. Es handelt sich um Werke von Gelehrten, jedoch nicht um eigene Worte Buddhas. Das erste Werk ist das Dhammasangani (Zusammenfassung des Dharma), eine Kategorisierung der Wirklichkeit nach ethischen Grundsätzen; das Vibhanga (Trennung), das weitere Definitionen der verschiedenen Aspekte der Wirklichkeit liefert, und das Dhatukatha (Erörterung über die Elemente), das mehr Klassifikationen dieser Aspekte gibt, sind im wesentlichen Nachträge zu dem erstgenannten. Das Puggalapannatti (Bestimmung der Person) ist eine Klassifizierung von Arten der menschlichen Persönlichkeit, die grösstenteils dem Sutra-Pitaka entnommen wurde. Das Kathavatthu (Punkte des Meinungsstreites), dem Vorsitzenden des dritten buddhistischen Konzils, Moggaliputta, zugeschrieben, behandelt strittige Fragen und weicht zum Teil von der Lehre des Theravada ab. Das Yamaka (Paare) ist eine paarweise angeordnete Auflistung von grundlegenden psychologischen Vorstellungen. Das Patthana (Aktivierungen) behandelt erschöpfend 24 Formen von kausalen Beziehungen zwischen physischen und geistigen Phänomenen, wobei diese Werke in erster Linie für die fortgeschrittenen Schüler des Buddhismus verfasst wurden.
Nach seiner Festlegung setzte sich das Tipitaka als autoritative Schrift durch. Als vollständiges Werk blieb jedoch nur das in der Theravada-Tradition stehende Pali-Tipitaka erhalten. Neben dieser Fassung existieren noch fünf andere Vinaya-Fassungen, die früher zu verschiedenen frühbuddhistischen Schulen gehörten. Neben erhaltenen Teilen des ursprünglichen Sanskrit-Textes existieren fünf Vinaya-Fassungen in chinesischer und eine in tibetischer Übersetzung. Ein vollständiges Sanskrit-Pitaka ist in chinesischer Übersetzung und kleinere Teile in Sanskrit sowie in tibetischer Übersetzung erhalten. Ausserdem liegt ein vollständiges Abhidharma-Pitaka in Sanskrit vor. Das chinesische und tibetische Tipitaka sowie andere Tipitaka-Fassungen enthalten Sammlungen verschiedener Traditionen, so z. B. mahajanistische Sutras, Abhandlungen, Tantras sowie Kommentare.